Im Rahmen der aktuellen Diskussion um eine Erweiterung des Diskriminierungsschutzes fordert Seniorenbundpräsidentin LAbg. Ingrid Korosec die dringende Ausweitung des Gleichbehandlungsgesetzes auch auf ältere Menschen. Dieses wird aktuell nur auf die Arbeitswelt angewendet, gilt aber nicht in anderen wichtigen Lebensbereichen, wie etwa bei Bankgeschäften oder Versicherungen.
Korosec hat in den letzten Jahren bereits einige diskriminierende Praktiken aufgedeckt und für Bewusstseinsschaffung und punktuelle Verbesserungen gekämpft. Das ist ihr aber zu wenig: „Einen Kredit mit 35 bekommen? Kein Problem. Einen Kredit mit 70 bekommen? Trotz ausreichender Besicherung keine Chance, weil er entweder nicht gewährt wird oder die Konditionen den Kredit unmöglich machen. Damit muss Schluss sein. Es ist Zeit für eine umfassende Reform des Gleichbehandlungsgesetzes!“, so Korosec.
Seniorinnen und Senioren werden Bank- und Versicherungsgeschäfte auf vielfältige Art und Weise erschwert – und das rein aufgrund ihres Alters. Ingrid Korosec zählt nur einige der am weitesten verbreiteten Diskriminierungsfälle auf:
- Verringerung oder Sperre des Überziehungsrahmens trotz Kreditwürdigkeit ab einem gewissen Alter.
- Einzug oder Nichtverlängerung einer Bankomat- oder Kreditkarte.
- Ab einem bestimmten Geburtstag werden bei Versicherungen nur noch Renten und keine Kapitalleistungen mehr ausbezahlt.
- Prämien werden automatisch erhöht oder Versicherungsleistungen gekürzt und das unabhängig vom Verhalten der Versicherungsnehmer. Beispiel: Automatische Kürzung der Versicherungssumme bei Unfallversicherungen um 25 Prozent.
„Noch dazu schränken diese Praktiken ältere Menschen im Erhalt ihrer Selbstständigkeit ein“, fährt sie fort. Korosec erinnert an das Beispiel eines 90-jährigen Pensionisten mit Gehbehinderung, dem trotz Immobilienbesicherung ein Kredit für den notwendigen Treppenlift in seinem Haus verwehrt wurde. „Wieso muss in diesen Fällen erst die Volksanwaltschaft einschreiten? Solchen Praktiken muss von vorneherein ein Riegel vorgeschoben werden!“, plädiert Korosec.
Sie betont, dass es eine gute Gesprächsbasis zwischen Bankenverband und Seniorenrat gebe und auch punktuelle Lösungen erzielt werden konnten. „Mir geht es aber nicht um ein gutes Gespräch, sondern um langfristige Verbesserungen für die Seniorinnen und Senioren.“ Für die Seniorenbundpräsidentin ist deshalb eine Reform des Gleichbehandlungsgesetzes, welches derzeit nur auf die Arbeitswelt angewendet wird, allerhöchste Zeit. Dazu führt sie bereits Gespräche mit Justizministerin Alma Zadic. „Einerseits wollen wir, dass die Menschen so lange wie möglich aktiv und gesund sein, andererseits legen wir ihnen durch Versäumnisse in der Gesetzgebung Steine in den Weg. Eine Reform ist überfällig!“, bekräftigt sie erneut.