Im nachstehenden offenen Brief an Sozialminister Mückstein fordert Seniorenbundpräsidentin LAbg. Ingrid Korosec gemeinsam mit den Landesobleuten des Seniorenbundes eine unverzügliche Umsetzung der Pflegereform:
Sehr geehrter Herr Bundesminister Mückstein!
Es ist keine neue Erkenntnis, dass die Situation in der Pflege mittlerweile dramatische Ausmaße angenommen hat. Daher darf die bereits mehrmals angekündigte Pflegereform aufgrund der aktuellen Corona-Lage nicht ein weiteres Mal aufgeschoben werden. In den Alten- und Pflegeheimen stehen derzeit tausende Betten leer, da trotz langer Wartelisten bei der Aufnahme die personellen Ressourcen fehlen. Eine Verbesserung der aktuellen Situation ist nicht in Sicht, vielmehr wird sich diese in den nächsten Jahren noch weiter verschärfen. Jetzt ist die Zeit zu handeln, schließlich benötigen die umgesetzten Maßnahmen eine gewisse Vorlaufzeit, bis sie zur Entlastung der Situation beitragen.
Um eine wohlüberlegte Pflegereform umzusetzen, braucht es zwar eine Evaluierung der jeweiligen Maßnahmen, jedoch gibt es einige Maßnahmen, die keine lange Debatte mehr erfordern, sondern umgehend eingeführt werden können. Dazu zählen unter anderem:
- Unterstützung von pflegenden Angehörigen
- Aufwertung des Pflegeberufs
- Bessere Rahmenbedingungen und höhere Entlohnung für Pflegekräfte
- Attraktivierung des Pflegeberufs für Umsteiger und Wiedereinsteiger
- Einführung der Pflegelehre (Pflege als Lehrberuf)
- Durchforstung des Gesundheitsberuferegisters des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nach derzeit nicht im Beruf stehenden Pflegekräften und ansprechende Angebote, diese in den Pflegeberuf zurückzuholen.
- Bessere personelle Ausstattung der mobilen Pflege
- Neueinstufung der Demenz bei der Feststellung der Pflegestufe
- Leistbare Finanzierung der 24 Stunden-Pflege und Maßnahmen zur Qualitätssicherung
- Ausbau der Tagesbetreuungseinrichtungen
Der Aufschrei des Pflegepersonals, der immer deutlicher und massiver wird, ist verständlich und nachvollziehbar. Es ist an der Zeit, diesen Aufschrei ernst zu nehmen und den Worten nun Taten folgen zu lassen.
Wir fordern eindringlich, ehestmöglich ein konkretes Konzept vorzulegen mit Maßnahmen, die zur Entlastung der Pflegekräfte und den pflegenden Angehörigen beitragen.