„Gewalt darf in keinem Alter akzeptiert werden. Und gerade Gewalt gegen ältere Menschen wird gerne tabuisiert und in den Debatten zur Seite geschoben. Hier leiden besonders Frauen unter körperlicher und insbesondere psychischer Gewalt und sozialer Isolation, oft durch die eigenen Partner. Die Corona-Pandemie hat diese Tendenzen wegen der zusätzlichen Belastung und der eingeschränkten Kontakte weiter verschärft“, mahnt Seniorenbund-präsidentin Ingrid Korosec anlässlich des Welttags gegen Gewalt an älteren Menschen.
Sie erinnert daran, dass Gewalt eine Vielzahl an Gesichtern hat. „Viele denken zuerst an körperliche Gewalt. Aber auch Vernachlässigung, herabwürdigende Behandlung, beispielsweise durch Infantilisierung, die Einschränkung des freien Willens oder respektlose Kommunikation sind Schattierungen von Gewalt.“ Angesichts der Coronavirus-Pandemie beobachtet Korosec einen weiteren beunruhigenden Trend. „Besonders in sozialen Netzwerken wird der Ton gegenüber der älteren Generation rauer und aggressiver. Das reicht von der Behauptung, die „Alten“ würden den Jungen wegen der Schutzmaßnahmen ihre Zukunft und ihre Freiheit nehmen bis hin zu den Forderungen, die „Alten doch wegzusperren“. Das ist nicht nur besorgniserregend, sondern brandgefährlich!“, warnt Korosec.
Die Seniorenbundpräsidentin fordert neben einem Ausbau des Gewaltschutzes und verstärkter Präventionsarbeit mit dem Fokus auf ältere Menschen vor allem größere Anstrengungen zu einer gesamtgesellschaftlichen Sensibilisierung: „Jeder Mensch hat das Recht auf ein gewaltfreies Leben – egal in welchem Alter. Ohne eine gesamtgesellschaftliche
Sensibilisierung wird sich die Gewaltspirale immer weiterdrehen – das schadet uns allen. Denn jene, die jetzt ältere Menschen marginalisieren und diskriminieren, werden im Alter das ernten, was sie gesät haben!“